Wir waren hingegen gestern in der Aggertalsperre bei Gummersbach (das mit der berühmten Handballmannschaft) im Oberbergischen Land baden. Der See bzw. Teil der Talsperre, in dem wir gebadet haben, war nicht so berauschend - das war in einem Strandbad, in dem eigentlich alles verboten war, und dreckig war das Wasser auch - aber dann kam ein Gewitter und wir haben auf dem Rückweg ganz viele winzige Kröten gesehen! Jetzt habe ich wohl endlich das Konzept Krötenwanderung begriffen. Da waren unendlich viele klitzekleine braune Krötchen - so ca. 1 cm lang -, die unbedingt auf die andere Straßenseite hoppeln wollten. Wir wollten sie davon abhalten, weil das ja so gefährlich war, aber die mussten einfach da rüber. Das war wohl destiny.

Schön das es sowas gibt. schon allein das bunte völkchen zu beobachten - ich hab mir nicht erwartet das es hier in Österreich so eine szene gibt. wie eine schlaue freundin schon sagte: "In einer Stadt gibt es unglaublich viele parallelwelten." Da ist zB der 13 jahre alte schüler der gross LINUX auf seinem ranzen geschreiben hat und dem perl vortrag folgt. oder der hagere langzottelige mit bart und Debian shirt und roter guerilliero baskenmütze. shell-kommando mässig stösst er hervor: "# zigarette?". oder der 50-jährige kahle mit bart und "Morons!" t-shirt der unglaublich langsam und detailiert über spam vorträgt. Der runde vorarlberger, der lustigste von allen, der von seiner "wgzimmerfirma" erzählt und sich dafür entschuldigt das er mit seiner sofware geld verdient, "Irgendetwas haben wir falsch gemacht!" Beim durchblättern alter C=64 Zeitungen werde ich sentimental, könnt ihr euch an die langen zeichenwürste erinnern, oft seitenlang ,die man da eintippen musste. einmal wurde ein crackprogramm so publiziert und als wir alles reingehackt hatten erschien "April April!" am schirm. tränen in den augen hatte ich auch als ich die Basic Listings durchlas- "gosub (400)".

Dann kommt plötzlich ein 40-jähriger Mann der allen anschein nach mit der ganzen sache nichts am hut hat. "sind sie von linux? ich will gratis textverarbeitung". Ratlos sagte ich "da drüben ist debian.." Ich sah Herbert Gnauer an und wir mussten plötzlich lachen. dabei habe ich das wirklich nicht böse gemeint.

Endlich war hier gestern was vom vielbeschworenen kontinentalheißen Kölner Sommer zu spüren (s. auch Joachim Lottmanns Roman "Mai Juni Juli"), und es war auch Feiertag - bloß mussten Arno und ich beide texten und hatten daher keine Muße für das schöne Wetter. Wäre aber eh auch viel zu heiß gewesen.

Wir waren aber kurz im Volksgarten, der nette Park bei uns in der Nähe mit dem See mit Tretboot und Enten und Gasthaus am Ufer, und da war wirklich die Hölle los. Alle Rasenflächen waren von Menschen bevölkert, und was uns am meisten verdutzt hat: die haben fast alle gegrillt! Und das mitten in der Stadt! Die meisten hatten superprofessionelle Grillgeräte dabei und haben sich ihre dicken Schnitzel gebraten.

Hier mal ein kleines Update von meiner Seite: Am Freitag sind Arno und ich mit Thomas und Linus im Auto nach Frankfurt gefahren, weil dort im Mousonturm das neue Suhrkamp-Buch zu elektronischer Musik, "Soundcultures", präsentiert werden sollte. Die beiden Herausgeber Achim Szepanski (der aber im Buch nichts geschrieben hat) und Kleiner von der Uni Duisburg (dessen Vornamen ich vergessen habe) haben präsentiert, Live-Act gemacht bzw. aufgelegt haben die Mille Plateaux- und Force Inc-Acts snd und Akufen. Wir waren ziemlich früh da und sind daher zuerst noch ins Force-Inc-Büro, weil Thomas den amerikanischen Chef John Berry treffen wollte, der zu einem Meeting da war. Danach sind wir alle kurz in Szepanskis Wohnung gefahren (2-stöckig, Blick auf den Main) und dann in den Mousonturm. Die Veranstaltung war nicht gerade wahnsinnig gut besucht und fast alle waren über 30, aber die beiden lakonischen Engländer und der Frankokanadier haben ihre Sache sehr schön gemacht. Die Vorträge - hmmm...

Am nächsten Tag hatte ich Betriebsfeier am Rhein mit lustigen Teamspielchen und über ein Seil balancieren, das in 10 m Höhe zwischen zwei Bäumen angebracht war. Habe ich trotz meiner Höhenangst gemacht, man war aber auch mit einem Seil gesichert. Danach gab's Catering und mir hat der eine Praktikant einen Fußball in den Bauch geschossen, obwohl ich nur am Rand stand.

Gestern war ich mit Arno im Siebengebirge wandern (in Oberdollendorf und Umgebung, ist bei Bonn) und es war sehr schön, obwohl wir keinen der sieben "Gipfel" des "Gebirges" erklommen haben. Immerhin waren wir aber auf 290m und sind so 4h gewandert. Tja, and now it is back to work.

Hallo ihr Lieben, waehrend ihr in Wien oder Koeln es warm oder nicht so warm habt, bin ich hier in einem tropischen Dampfbad gelandet. Ja, die wundersame Welt der Musikpromotion macht ein Wochenende in Miami moeglich und ich bin wieder ganz gebannt ob der komischen Gegensaetze hier zwischen schickimicki und abgefuckt. Und heute morgen las ich beim Fruehstueck die oertliche Zeitung und was sehe ich da ganz gross, als ich den Musikteil aufschlage? Phatte Ankuendigungen von Schneider TM und Jan Jelinek. Boomstandort Germany oder was? Den deutschen MusikerInnen ist ja momentan echt nicht mehr zu entkommen. Obwohl man so sympathischen Typen den Erfolg ja goennt. so, jetzt aber wieder raus aus Kafka's Cybercafe in die Dampfbadhitze, bis dann!