vorgestern im kino nun endlich ghost world gesehen, der auf der gleichnamigen comicvorlage von daniel clowes beruht. das schön skurrile und geisterhafte wurde im film leider stark auf eine reich ornamentierte freakshow reduziert, in der die zusammenhänge des comics kaum erkennbar sind.

dass im film eine andere geschichte erzählt wird, finde ich durchaus legitim, aber dann hätten die macher (regisseur zwigoff und clowes selbst) die überflüssigen reste (satanists, der antisemit, der arme, nutzlos gewordene josh etc.) auch konsequent aussparen sollen. die liebesgeschichte zwischen enid und seymour drängt dann auch das eigentliche thema, die zerbrechende freundschaft von enid und becky, in den hintergrund. das potenzial der vorlage und ihre unheimliche, mysteriöse schönheit scheint nur gegen ende ganz kurz durch.

ich bin ja nur gespannt, was dann im kino aus clowes' david boring-geschichte gemacht wird. die ist ja schon in comicform total auf eine verfilmung hin angelegt. (hier schon mal eine einstimmung mit einem flash-trailer.)

da bist du mir ja glatt mit deiner critique zuvorgekommen! aber sonst hätte ich es wahrscheinlich nie geschafft, etwas zu schreiben. ich stimme natürlich in allen punkten mit dir überein, nur muss ich noch einige kritikpunkte hinzufügen, ha! ich hatte ja schon die ganze zeit das dumpfe gefühlt, dass mir dieser film nicht gefallen wird, obwohl etliche von mir geschätzte menschen gesagt haben, er sei echt nett gewesen. nein, das ist er nicht. abgesehen davon, dass es für jeden film schwer ist, an eine wahnsinnig gute vorlage heranzureichen, sind in den film, neben den von arno schon erwähnten dingen, einige unnötige sachen eingefügt worden, die mir echt die fußnägel aufgerollt haben. ich sage nur: pc-bashing.
ich kann ja verstehen, dass die snobbige art world in gestalt der kunstkurs-lehrerin verächtlich gemacht wird, um auf den verkorksten elitismus des kunstbetriebes hinzuweisen, der comics nicht als legitime kunstform gelten lässt. aber warum müssen dann auch noch gleich antirassismus und feminismus verarscht werden?
die geschichte mit dem "neger-plakat", mit dem enid ganz "cool" ihre liberale lehrerin und mitschülerInnen und dann die ausstellungsbesucherInnen provoziert, war einfach nur widerliche, billige anti-pc-polemik. genau das gleiche mit feministischen issues: die tüddelige, doofe hippie-lehrerin kritisiert enids schöne zeichnungen, kriegt sich aber gar nicht mehr ein vor begeisterung über die blöd-abstrakte frauensymbolik der kunstwerke des einen mädchens, die auf "a woman's right to choose" und die tabuisierung der weiblichen körperfunktionen aufmerksam machen will. mann, haben wir gelacht.
und die komplexität der endenen freundschaft von zwei jungen mädchen sowie die lesbischen untertöne darin sind einfach total ausradiert worden, obwohl genau diese subtilität den comic so besonders gemacht hat. stattdessen kommt loser buscemi in form des alternden, sammel-bessessenen geeks daher, mit dem auch noch eine total blöde love interest geschichte gezimmert wird. das hätte ich nicht gebraucht - warum z.b. nicht ein mädchen als sammel geek.
tja, schade, aber absehbar. war ja zu erwarten.

wahnsinn, dass es da tatsächlich auch einen film geben wird. arno hat es ja von anfang an vermutet. clowes steigt jetzt wohl ganz dick ein ins filmgeschäft. der trailer sieht eigentlich ganz gut aus, was ja aber auch nicht schwer ist, da er aus animierten originalzeichnungen besteht. ob der ganze film so wird? das wäre sicher sehr interessant. bin völlig gespannt.

andreas hartmann schreibt in einem oberflächlichen artikel über die gegenwart und zukunft von comics in der popgazette spex von einer äusserst gelungenen verfilmung von ghost world. wo hat er da hingesehen?

dass der film in den usa einen clowes-boom ausgelöst habe, klingt auf jeden fall gut, die comics kann man im gegensatz zum film ja nur empfehlen (im deutschsprachigen raum übrigens bei reprodukt erschienen).